Marcello Jori – Die Wunderbare Stadt der Außergewöhnlichen Künstler.

13.04.2013 – 09.06.2013 

Parallelprojekt zur Ausstellung von Marcello Jori im Museion in Bozen. Seit 15 Jahren arbeitet Jori an dieser „wunderbaren Stadt“, in der sich die für ihn wichtigsten internationalen Künstler abgebildet finden (Mario Merz, Gilbert & George, Anselm Kiefer, Rudolf Stingel u.v.m.). Die Ausstellung beinhaltet Werke auf Leinwand und auf Seide, Papierzeichnungen sowie eine große Arbeit auf Leinwand mit Schloss Tirol, einziges Schloss im Zyklus der „wunderbaren Stadt“. Danilo Eccher wird die Ausstellung kuratieren und auch die Texte für den Katalog schreiben.

Marcello Jori kommt am 12. Dezember 1951 in Meran zur Welt. Er lebt und arbeitet in Bologna, Mailand und Meran. Nach seinem Abitur beginnt er 1977 seine künstlerischen Tätigkeiten, die ihn in den verschiedensten nationalen und internationalen Galerien und Museen seine Werke ausstellen ließen. Seit der Mitte der 70er Jahre tut Jori seine ersten Schritte in Richtung neuer konzeptioneller Prämissen, die den Werken der Kunst neue Wege eröffnen sollen. Es entstehen Werke fotografischer Art, in denen er sich einiger künstlerischer Meisterwerke der Geschichte bedient und sie völlig neu interpretiert. So wird die Kunst der Welt neu zurückgegeben, sich zu eigen gemacht in neuem Körper.

Danilo Eccher schreibt über ihn: „[…] die Kunst von Marcello Jori suggeriert die Idee eines Enigmas als Labyrinth, ein Ort der Unsicherheit und des Zweifels, der Zufälligkeit und der Instinktivität, der Überlegung und des Truges, der Ausgrenzung und des Verlassen-Werdens. Sein Forschen trägt die Maske der kindlichen Infantilität und der erzählerischen Einfachheit, doch unter dieser Maske ist die Anstrengung einer Suche erkennbar, die nie aufgehört hat, das Verhältnis zwischen künstlerischen Sprachen, ihren Deklinationen und ihren Grenzen auszuloten.“

Von den vielen Auftritten in Joris künstlerischer Karriere sei an seine Teilnahme an zwei Biennalen in Venedig erinnert (1982 und 1993), an der Pariser Biennale 1982 und an der Quadriennale 1986 und 1996 in Rom. Seid über 20 Jahren zeigt er Einzelschauen in nationalen und internationalen Galerien und Museen.

Paul Clemen – Reiseskizzen aus Tirol 1887

25.05.2013 – 03.11.2013

Paul Clemen (1866–1947). Im Jahre 1887 wanderte der zwanzigjährige Paul Clemen, Student der Kunstgeschichte in Leipzig, durch Tirol. Sein Interesse galt unter anderem den Burgen, die er durch eigene Anschauung erforschen wollte. Er nutzte die einzige Möglichkeit, die ihm für das Festhalten von Gesehenem zur Verfügung stand: Er zeichnete. Im Spätsommer 1888 – Paul Clemen hatte inzwischen zwei Semester in Bonn studiert und wollte nach Straßburg – wanderte er ein zweites Mal durch Tirol und ergänzte seine Eindrücke und Forschungen. Frucht seiner Bemühungen war eine Abhandlung über „Tyroler Burgen“, die 1894 erschien. Zu dieser Zeit war Paul Clemen – noch keine dreißig Jahre alt – bereits Provinzialkonservator der preußischen Rheinprovinz und hielt Vorlesungen an der Bonner Universität.

Die Beschreibung der Zeichnungen ist ein wichtiger Bestandteil des Textes der „Tyroler Burgen“. Das gilt auch für Blätter, die nicht als Abbildungen wiedergegeben sind. Dabei nimmt Paul Clemen die Burgen so, wie er sie gesehen hatte, weitgehend als Zeugnisse des Mittelalters und macht sich nur in Einzelfällen Gedanken über die Baugeschichte. In seinen Lebenserinnerungen schreibt er später selber: „Ich weiß am besten, nachdem ich durch die Schule von Piper und Bodo Ebhardt hindurchgegangen war, wie unvollkommen dieser erste Versuch war.“

Als Forschungsleistung sind Paul Clemens „Tyroler Burgen“ eine Randbemerkung geblieben. Seine Zeichnungen haben jedoch nach wie vor ihre Bedeutung als Bildquellen, die den Zustand der Burgen und ihre Einbindung in die Landschaft im Jahre 1887 zeigen. Die Abbildungen in der Druckfassung verzichten allerdings weitgehend auf diesen Aspekt und konzentrieren sich auf die Darstellung der Architektur. Die Originale geben dagegen auch den Bewuchs und die Umgebung wieder und enthalten gelegentlich sogar Genreszenen: so einen Mann mit einer Axt vor Hochnaturns oder Frauen am Brunnen vor der Leonburg. Dazu kommen ein paar Blätter, auf denen Paul Clemen auch die Schönheit der Landschaft festgehalten und die er sorgfältig aquarelliert hat. Das Blatt mit der Burg Ried zeigt beides nebeneinander: die schöne Ansicht und die Analyse der Baukörper in der Vogelschau.

Die Mehrzahl der Zeichnungen gehört heute dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland als der Nachfolgeinstitution des Provinzialkonservators. Sie sind nun erstmals dort zu sehen – auf Schloss Tirol in Südtirol – , wo sie 1887/88 entstanden sind. Neben dem eigenen Reiz, der einer Zeichnung als unmittelbares Band zum längst verstorbenen Zeichner innewohnt – Paul Clemen starb 1946 –, sind sie auch Zeugnis einer ehemals verbreiteten Kulturtechnik, die im Zeitalter zumal der digitalen Photographie nur noch von wenigen beherrscht wird. Außerdem soll die Ausstellung den Vergleich zwischen dem Zustand der Burgen am Ende des 19. Jahrhunderts und am Beginn des 21. Jahrhunderts ermöglichen.

Ulrich Stevens

Der Griff nach der Krone. Die Krönungsreisen Kaiser Ferdinands I. nach Prag und über Tirol nach Mailand.

20.07.2013 – 24.11.2013

Der Wiener Hofmaler Eduard Gurk (1801 Wien–1841 Jerusalem) erlernte seine Kunst zunächst bei seinem Vater, später studierte er an der Wiener Akademie. Er wurde von Fürst Metternich gefördert und schließlich zum Hofkammermaler ernannt. Als solcher begleitete er die Adligen der österreichischen Erbmonarchie, insbesondere Erzherzog Ferdinand und Erzherzog Johann, und verewigte sie in seinen Werken.
Eduard Gurk erlangte als Landschaftsmaler, Lithograf, Temperamaler und Kupferstecher Berühmtheit. Es sind vor allem Bildserien, die Gurks Œuvre prägen. Ab 1830 stand er in den Diensten des Kronprinzen Ferdinand (der spätere Kaiser Ferdinand I. von Österreich), den er auf Reisen begleitete.
Eduard Gurk verstarb im Alter von 39 Jahren während einer Studienreise in Jerusalem.

2012 konnte vom Land Südtirol der Nachlass Eduard Gurks angekauft werden. Der Ankauf geschah nicht zuletzt in Hinblick auf die 650. Wiederkehr des Übergangs Tirols an die Habsburger im Jahr 2013. Wenn es sich beim Bestand ausschließlich um Arbeiten des 19. Jahrhunderts handelt, so sind diese für die Zeit des Vormärz besonders geeignet, die enge Beziehung Tirols zu Österreich, die Einbettung des Landes in die Monarchie zu verdeutlichen. Der Krönungszug Kaiser Ferdinand des Gütigen illustriert auf unvergleichliche Weise den Aspekt der Erbhuldigung und erinnert damit augenscheinlich an die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gepflogenheiten. Das spannende an diesem Projekt bleibt die Fokussierung auf Tirol, das Stammschloss und die dort Anwesenden Persönlichkeiten in Anbindung an die Feierlichkeiten in Prag und Mailand. Prag, Mailand und Venedig stehen für die Weite der Monarchie, sie weisen in ihren Riten durchaus mondänen Flair, während der Reiz der Tiroler Schilderungen in der Wahrnehmung der Details der Menschenbilder und Landschaften liegt.

Aus dem Bestand sind Blätter aus folgenden Bereichen vorgesehen: Königskrönung Ferdinands I. in Prag (1836), Krönungsreise Ferdinands I. nach Italien (1838), Motive aus Tirol.

Von lokalem Interesse sind freilich die Tiroler Motive, die zunächst die Innsbrucker Hofburg zeigen, ein Theaterstück zu Andreas Hofer, ein Volksfest, ein Festschießen, die Erbhuldigung in Schloss Tirol, dabei auch ein Aquarell zum Kapellenportal, überaus interessant die Porträts der Schildhofbauern, zumeist mit ihren Kindern, die Einweihung der Franzensfeste, die Stilfserjoch-Fahrt und andere mehr. Vor allem sind auch Landschaften und Ortsansichten dabei, beispielsweise Meran und Dorf Tirol.

Als Tirol habsburgisch wurde – Das Schicksalsjahr 1363.

08.08.2013 – 03.11.2013

2013 jährt sich die Übergabe der Grafschaft Tirol an die Habsburger zum 650. Mal. Die Tiroler Landesfürstin Margarete bestimmte nach dem Tod ihres Sohnes und Erben Meinhard III. in der geschichtsträchtigen Urkunde vom 26. Jänner 1363 ihre nächsten Verwandten Rudolf, Albrecht und Leopold von Habsburg, Herzöge von Österreich, zu ihren Nachfolgern in der Grafschaft Tirol. Damit wurde Tirol Teil der habsburgischen Länder und der österreichischen Geschichte. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden Nord- und Osttirol zu einem der neun Bundesländer der neuen Republik Österreich und Südtirol kam zu Italien.

Als der Tiroler Landesfürst und Herzog von Kärnten Heinrich 1335 gestorben war, hatte er keinen Sohn hinterlassen. Erbtochter war seine Tochter Margarete, die seit 1330 mit Johann Heinrich, dem Sohn des Königs von Böhmen aus dem Haus der Luxemburger, verheiratet war. Diese Ehe blieb aber kinderlos und scheiterte an gegenseitigen Antipathien. Am 2. November 1341 verstieß Margarete ihren Mann. Gegen den Willen der Kirche verheiratete sie sich am 10. Februar 1342 mit Markgraf Ludwig von Brandenburg, dem Sohn Kaiser Ludwigs des Bayern. Die bayerischen Wittelsbacher hatten nun die größte Chance auf den Erwerb Tirols. Das Schicksal wollte es dennoch anders. Als 1361 Ludwig und am 13. Jänner 1363 der Sohn und einzige Erbe Meinhard III. starben, stand Margarete vor der größten Entscheidung ihres Lebens. Am 26. Jänner 1363 bestimmte sie die habsburgischen Brüder und österreichischen Herzöge Rudolf, Albrecht und Leopold zu ihren Erben, behielt sich aber die Regierung auf Lebenszeit vor. Das rasche Eintreffen Herzog Rudolfs IV., der die Bedeutung des Tiroler Erbes für seine Dynastie voll erkannt hatte, mag zu dieser Entscheidung beigetragen haben. Außerdem waren die Habsburger über ihr Großmutter Elisabeth von Tirol, Tochter des Tiroler Landesfürsten Meinhard II. und Tante Margaretes, mit der Tiroler Landesfürstin verwandt. Demgegenüber hatten die durch innerfamiliären Streit behinderten Wittelsbacher und die ebenfalls durch Verwandtschaft erbberechtigten, aber politisch geschwächten Grafen von Görz keine Chance.

Die Entscheidung über die Zukunft Tirols wurde von Margarete nicht alleine getroffen. 12 Vertreter des Tiroler Adels, der Landkomtur des Deutschen Ordens und Botsch von Bozen als bürgerlicher Vertreter gaben ihre Zustimmung und siegelten die Urkunde mit. Margarete behielt sich aber die Regierung auf Lebenszeit vor. Sie nahm bis zum Herbst 1363 aber ebenfalls ihre Aufgaben als regierende Landesfürstin wahr und beglaubigte ihre Urkunden mit ihrem neuen großen Regenten-Siegel, das sie erst nach dem Tod Meinhards III. führte. Dennoch verzichtete Margarete am 29. September 1363 offiziell auf ihre Herrschaftsrechte. Die Hintergründe dieser Entscheidung sind offen. Vielleicht wurde sie durch die drohende Gefahr von Seiten der um ihr Erbe geprellten Wittelsbacher dazu gezwungen, die noch im Oktober die – erfolglose – Rückeroberung Tirols versuchten. Vielleicht hatte auch Herzog Rudolf auf sie eingewirkt. Im Dezember 1363 verließ Margarete Tirol und reiste nach Wien, wo sie am 3. Oktober 1369 verstarb. Ihr Grab fand sie bei den Minoriten in Wien.

Die Ausstellung auf Schloss Tirol zeigt die Übergabe-Urkunde vom Jänner 1363, weiter die Urkunde des Verzichtes Margaretes auf die Regentschaft vom September 1363 (beide Leihgaben des Haus-, Hof- und Staatsarchivs Wien), sowie zwei Urkunden vom Mai 1363, welche die Regierungstätigkeit Margaretes untermauern (Deutschordens-Archiv, Wien). Für die 650 Jahr-Feierlichkeiten wurde für das Landesmuseum Schloss Tirol eine originalgetreue Replik des so genannten „Brautbechers“ der Margarete Gräfin von Tirol hergestellt. Der Schloss Tiroler Altar letztlich schließt die Geschichte der Letzten aus dem Geschlecht der Grafen von Tirol ab.