Zunftzeichen der Bäcker von Bozen
Bozen, 19. Jh. (?)
Zünfte waren Interessensvereinigungen von Handwerkern nach Berufsgruppen und vor allem ein städtisches Phänomen. Den Mitgliedern sollte ein gutes Auskommen gesichert werden. Strenge Regeln zur Ausbildung und Vorschriften über die verwendeten Rohstoffe und Techniken sollten eine einheitliche und hohe Qualität der Erzeugnisse garantieren. Festgesetzte Produktionsmengen, Löhne und Preise hielten den Gewinn hoch und verhinderten Wettbewerb. Die Regeln begrenzten zudem die Anzahl der Meister, Lehrlinge und Gesellen in der Stadt. Als soziale Vereinigung kümmerte sich die Zunft um erkrankte und arbeitsunfähige Mitglieder, ein würdiges Begräbnis, die Versorgung der Witwen und Kinder sowie um Gebete für das Seelenheil.
Das Zunftzeichen ist eine Durchbrucharbeit aus Eisen, beidseitig bemalt und vergoldet, in einem verglasten Eisenrahmen. Unter einer Krone halten zwei Löwen zwei verschlungene Brezeln. Die Schrifttafel verweist auf die Bozner Bäcker und zeigt auf der einen Seite den hl. Blasius, auf der anderen Seite eine heilige Jungfrau.
Das Zunftzeichen hing vor der örtlichen Zunftherberge des Ortes, in der die Zunft Versammlungen und Rechtsakte abhielt, reisende Zunftgenossen unterkamen, Arbeiten und Lehrstellen vermittelt wurden, die aber auch als Spital, das heißt als Alters- und Versorgungshaus, genutzt wurde. Häufig dienten Gasthäuser als Zunftherbergen.
Die Zünfte in katholischen Gegenden stellten sich unter den Schutz von Heiligen. Neben der Heiligen Familie, die von jedem angerufen werden konnte, hatte jede Berufsgruppe eigene Schutzheilige. Die Verbindung stellt dabei eine Wundertat des oder der Heiligen, die Todesart oder ein Attribut her.
Der heilige Blasius ist der Schutzpatron der Bäcker in mehreren Orten Südtirols. Der Legende nach war er im 4. Jh. Arzt und Bischof und sollte während der Christenverfolgungen durch Folter zur Anbetung römischer Götterbilder gezwungen werden. Frauen, die sein Blut aufsammelten, wurden gefangengenommen und in einen brennenden Ofen geworfen, das Feuer aber erlosch, ohne ihnen Schaden zuzufügen.
Inschrift: „Bäcker Handwerck / in Botzen. * Renoviert. 1850“
Literatur
Josef NOGGLER, Gildenzeichen, in: Bote für Tirol und Vorarlberg vom 06.08.1898, S. 1478–1479.
Franz HUTER, Die Gerichtsgemeinde Völs am Schlern zwischen deutschem Königtum, Tiroler Landesfürsten und Adel und Kirche im Wandel der alten Zeit, in: Josef NÖSSING (Bearb.), Völs am Schlern 888–1988. Ein Gemeindebuch, Völs am Schlern 1988, S. 137–212, bes. S. 165.
Otto Frh. V. REINSBERG-DÜRINGSFELD, Culturhistorische Studien aus Meran. Sprache – Literatur – Volksbräuche – Zunftwesen – mit vielen ungedruckten Documenten, Leipzig 1874, bes. S. 93, S. 122.
J. G. OBRIST, Die Theresianische Handwerks-Ordnung der Bäckerzunft in Innsbruck vom Jahre 1776, in: Bote für Tirol und Vorarlberg vom 06.07.1892, S. 1298–1299. https://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Blasius.htm (letzter Zugriff 19.11.2021)