Arzneibuch

1. Hälfte des 16. Jh.

Die Behandlung von Verletzungen war Aufgabe der Wundärzte, die an einer Universität studiert hatten. Bader absolvierten dagegen eine handwerkliche Ausbildung; sie behandelten kleinere Wunden, zogen Zähne und praktizierten Schröpfen und Aderlass. Die beiden letzteren Verfahren wurden bis ins 19. Jh. als Allheilmittel für fast jedes Leiden verwendet. Nach aus der Antike überkommenden Vorstellungen war ein Ungleichgewicht der vier Körpersäfte – Blut, Schleim, Gelbe und Schwarze Galle – Ursache der meisten Beschwerden. Aderlass, Abführ- und Brechmittel sollten das Gleichgewicht wiederherstellen.

Die Handschrift enthält Anleitungen zur Herstellung und Anwendung von Pulvermischungen, Pflastern, Salben und Auszügen. Daneben findet sich auch ein Rezept für eine Narkose, die Operationen an „schlafenden“ Patienten ermöglichte. Die meisten Rezepte enthalten heimische Kräuter und Pflanzen, deren heilsame Wirkung heute wissenschaftlich nachgewiesen ist. So wird hier etwa Rosenöl oder -wasser gegen Kopfschmerzen und als Mittel gegen unreine Haut empfohlen.

Das Arzneibuch stammt aus dem Besitz der Familie Wolkenstein-Rodenegg.

  • Material & Technik

    Handschrift auf Papier, Leder

  • Maße

    22,3 cm x 17,8 cm x 5,5 cm

  • LMST Inv.-Nr.

    700324

    Ankauf Antiquitäten Reiss & Sohn, Königstein, 2000