Stickerei eines Messgewandes

um 1500

Das gestickte Kreuz schmückte einmal die Verso-Seite eines gotischen Messkleides, einer Kasel, welches durch die Stellung des Zelebranten zum Altar den Gläubigen zugewandt war.

Das Kaselkreuz zeigt hier nicht die Darstellung des Gekreuzigten, sondern eine Reihe von Heiligenfiguren. Das oberste Feld ist Maria mit dem Kind vorbehalten, an den Seitenarmen erscheinen die Brustbilder der hl. Katharina von Alexandrien und einer unbekannten gekrönten Heiligen ohne Attribut. Am Kaselstab ist die Gestalt des Bischofs Valentin aufgegriffen, der in den bischöflichen Ornat gehüllt in der Rechten das Pedum umfasst, mit der Linken eine zum Boden weisende Geste vollzieht. Diese Handhaltung ist öfters an Valentinsdarstellungen zu beobachten, der damit auf den Gichtbrüchigen zu seinen Füßen verweist. Der Bezug zum Heiligen dürfte dadurch motiviert sein, dass die Grafen von Tirol auch die Zenoburg nutzten, in der im Frühmittelalter das Grab des Bischofs Valentin von Rätien lag. In Untermais hatte auch die dem Heiligen geweihte Kirche Bestand, bei welcher der Wanderbischof im 5. Jh. seine Zelle gehabt haben soll. Das unterste Feld wird von der hl. Christina von Bolsena besetzt, welche in ihrem rechten Arm einen Mühlstein trägt, mit dem sie im Bolsenasee ertränkt wurde.

Das Messkleid, an dem das Kaselkreuz ursprünglich aufgenäht war, gehörte zum Bestand der Schlosskapelle von Tirol.

Literatur

Nicolò RASMO, Schloss Tirol, Bozen 1970, [S. 43] u. Abb. 100.

Leo ANDERGASSEN, Schloss Tirol. Residenzburg der Tiroler Grafen (Burgen 13), Regensburg 2015, S. 69.

  • Material & Technik

    Goldfäden, Seide, Leinen, Samt

  • Maße

    115 cm x 46,3 cm

  • LMST Inv.-Nr.

    ProvBz 50218230