Trinkglas (Krautstrunk)

Süd- oder Mitteldeutschland, Ende 15. Jh.

Seit der Antike wurden Trinkgläser mit aufgesetzten Glastropfen unterschiedlicher Form verziert. Diese Nuppen waren nicht nur Dekor, sondern verhinderten auch, dass die Gläser aus der Hand glitten und zerbrachen.

In Mittel- und Nordeuropa haben Nuppenbecher des 15. und 16. Jh. eine bauchige Form und sind mit großen, nach oben in Spitzen auslaufenden Glastropfen besetzt. Die Bezeichnung „Krautstrunk“ geht auf ihre Ähnlichkeit mit dem entsprechenden Teil eines Krautkopfs zurück.

Glas ist zerbrechlich, unversehrt erhaltene Gefäße sind daher selten. Archäologische Grabungen in Stadtgebieten zeigen aber, dass Nuppenbecher und andere Glasgefäße ab dem 15. Jh. nicht nur dem Adel und höherem Bürgertum vorbehalten waren, sondern in der breiten Bevölkerung genutzt wurden. Krautstrünke waren als alltägliche Trinkgefäße für Wein und Bier in Verwendung. Im Tiroler Raum dienten sie auch häufig als Reliquienbehälter.

Große Mengen an Glas wurden seit dem 15. Jh. in den Glashütten im Rheinland und im Bayerischen Wald produziert. Aufgrund des Bedarfs an Brennholz und anderen Rohstoffen lagen die Hütten in ausgedehnten Laubwäldern. Sie erzeugten das sogenannte „Waldglas“. Es besteht aus Quarzsand und kaliumhaltiger Pflanzenasche, vor allem von Buchenholz. Eisenhaltige Verunreinigungen im Sand färben das Glas grünlich. Farbloses Glas war dagegen teuer. Es stammte zumeist aus den Glashütten Venedigs oder musste – wie in der in venezianischer Manier arbeitenden Glashütte in Hall in Tirol (1534–1615) – mit importierter Natronasche (Soda) von den Mittelmeerküsten hergestellt werden.

  • Material & Technik

    Hellgrünes Glas

  • Maße

    8 cm x 4,8 cm

  • LMST Inv.-Nr.

    700647

    Ankauf Wiener Kunst Auktionen, Wien, 2003