Zwischen Augsburg und Venedig. Die Passeirer Malerschule

vom 8. August bis 31. Oktober 2020
und auch ONLINE

In St. Martin in Passeier bestand zwischen ca. 1719 und 1845 eine Malerwerkstatt, die über drei Generationen hinweg die Kirchen des Passeiertals und seiner Umgebung mit Gemälden versorgte. Die Niederlassung des Meraner Malers Nikolaus Auer in einem Dorf abseits der städtischen Kunstzentren ging auf die Initiative des kunstsinnigen, auch als Dichter tätigen Priesters Michael Winnebacher zurück. Bei Auer absolvierten nicht nur seine drei Söhne, sondern auch mehrere andere teils überregional bedeutende Barockmaler ihre Lehre. Auers begabteste Schüler, Johann Evangelist Holzer aus Burgeis im oberen Vinschgau und Joseph Haller aus St. Martin, zogen wie zuvor ihr erster Lehrer zur weiteren Ausbildung in die damalige Kunstmetropole Augsburg. Während Holzer in Augsburg verblieb und zu einem der gefeiertsten süddeutschen Künstler aufstieg, schuf Haller nach der Rückkehr in sein Heimattal zahlreiche Ölgemälde von seltener Leuchtkraft und farblicher Raffinesse. Nikolaus Auers Sohn Johann Benedikt hingegen erhielt seine prägende Ausbildung in Venedig und war in Bozen und in St. Martin als Kupferstecher tätig.

Rund 300 Jahre nach ihrer Gründung widmet sich erstmals eine größere Ausstellung dieser sogenannten Passeirer Malerschule. Die rund 80 Exponate – großteils Gemälde und Graphiken, aber auch Skulpturen und von Michael Winnebacher verfasste Bücher – stammen aus Südtiroler Kirchen und Museen, aber auch aus österreichischen und deutschen Sammlungen.

Raum 1

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Raum 2

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Raum 3

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Großdeutschland ruft! Südtiroler NS-Optionspropaganda und völkische Sozialisation

vom 18. September bis 31. Oktober 2020

80 Jahre nach dem Höhepunkt der Südtiroler Umsiedlung fragt die Ausstellung nach dem historischen Ort dieser radikalen Wendemarke der regionalen Zeitgeschichte.

Als 1940 die Züge mit den in das „Dritte Reich“ abwandernden Menschen über den Brenner rollten, war – abseits des real vom deutschen Faschismus entfesselten Krieges – in Südtirol eine Propagandaschlacht im Gange, die alles Bisherige in den Schatten stellte.

Die Menschen, um die es ging, waren hin- und hergerissen zwischen unglaubwürdigen Beteuerungen des italienischen Faschismus, man könne beruhigt in einer längst zur Fremde gewordenen Heimat bleiben, und nationalsozialistischen Versprechungen auf eine glänzende Zukunft innerhalb der deutschen „Volksgemeinschaft“.

Dank sensationeller Neufunde und entsprechender Ankäufe seitens des Landesmuseums Schloss Tirols wird nun erstmals ein Blick hinter die Kulissen der NS-Bemühungen um das Südtiroler „Menschenmaterial“ möglich.

Das Agitprop-Material stammt aus dem Fundus eines Südtiroler SS-Mannes, der bis zum Mitglied der berüchtigten „Leibstandarte Adolf Hitler“ aufgerückt war und 1944 im Aggressionskrieg gegen die Sowjetunion sein Leben verlor. Aus der Kernphase der Südtiroler Option sind mehrere aussagestarke Entwürfe überliefert, die für die Umsiedlung der Südtiroler Bevölkerung auf aggressive Weise werben.

Das bisher völlig unbekannte Material wird im Rahmen der Ausstellung für die öffentliche Debatte und die fachliche Historisierung aufbereitet und zusätzlich durch einen aktuellen ästhetisch-politischen Kommentar des Künstlers Riccardo Giacconi perspektiviert.