Älteres Missale von Schloss Tirol
12. Jh.
Das ältere Missale von Schloss Tirol wurde vermutlich nicht für die Burgkapelle gefertigt, sondern gelangte erst sekundär hierher, eventuell aus dem Augustiner Chorherrenstift in der Au bei Bozen. Es bestehen inhaltliche Ähnlichkeiten zu augustinischen Missalen aus dem Salzburger Raum.
Die Darstellung der Kreuzigung am Kanonblatt lässt sich um die Mitte des 12. Jh. datieren.
Wichtige Aussagen über Alter, Herkunft und Gebrauch des Missales bietet der Kalenderteil. Aufgrund des am 27. März eingetragenen Ostertermins kann eine Entstehung des Messbuches entweder für die Jahre 1114, 1155 oder 1160 in Betracht gezogen werden. Für den Gebrauch in Schloss Tirol, das zum Bistum Chur gehörte, wurden typisch churische Heilige ergänzt. Der 1299 erstmals als Patron der Schlosskapelle erwähnte hl. Pankratius wird am 12. Mai erst nach den am selben Tag gefeierten heiligen Nereus und Achilleus gelistet, was im Falle eines schon vorhandenen Patroziniums nicht zu rechtfertigen wäre.
Für die Memoria der Tiroler Grafen waren die Einträge ihrer Todestage in den Kalender wichtig. Der früheste ist für Albert III. von Tirol am 23. Juli († 1253), der späteste für Adelheid von Braunschweig, die Frau von Heinrich von Tirol, am 16. August († 1320). Demnach befand sich das Messbuch um die Mitte des 13. Jh. in den Händen der Grafen von Tirol. Die nachfolgenden Termine wurden im jüngeren Messbuch (LMST Inv.-Nr. ProvBz 50218528) verzeichnet.
Literatur
Marco GOZZI, I Codici liturgici di Castel Tirolo. Con un saggio di Roberto Sette, Lucca 2012, S. 19–142, bes. S. 31–41 und S. 245.