Helmbarte

Pankraz Taller, Bad Hall (OÖ), 1575–1625

Im Hochmittelalter waren die gepanzerten adeligen Reiter in der Feldschlacht entscheidend.

Bei der Schlacht von Sempach (Schweiz) 1386 schlugen Schweizer Fußtruppen ein Heer Habsburger Ritter vernichtend, die schwer gepanzerten Reiter waren zu unbeweglich geworden. Bis zum Dreißigjährigen Krieg dominierten nun disziplinierte Söldnertruppen mit Stangenwaffen das Kampfgeschehen. Sie ließen sich in großer Zahl, ohne jahrelange Ausbildung und zu geringeren Rüstungskosten aufstellen. Kaiser Maximilian I. (1459–1519) stattete seine Landsknechte relativ einheitlich mit einem 18 bis 20 Fuß langen Spieß, Helmbarte, Schlachtschwert, Armbrust und Langbogen aus.

Die Helmbarte (mhd. Halm = Schaft, Barte = Beil) oder Hellebarde verbindet die Funktionen von Spieß und Streitaxt. Sie entstand Anfang des 14. Jh. als Reaktion auf die zunehmende Verwendung von Plattenpanzerung bei der Rüstung. War der Spieß dagegen chancenlos, konnten das Axtblatt und der gegenüberliegende Hammerkopf eine solche Platte ein- oder zerschlagen. Ein Haken ersetzte schließlich den Hammer, um die immer schwerer gepanzerten Ritter vom Pferd zu holen. Die Helmbarte war im 14. und 15. Jh. die Hauptwaffe des Fußknechts und verschwand im 17. Jh. völlig aus dem Kampfgeschehen.

Die Meistermarke am Haken dieser Waffe wird der Werkstatt des Waffenschmieds Pankraz Taller († 1614) aus Bad Hall (OÖ) zugeordnet. Er war einer der beiden marktbeherrschenden Hersteller von Stangenwaffen in den habsburgischen Erblanden. 1575–1612 belieferte Taller die Stadt Graz zur Türkenabwehr mit ca. 17.790 Hellebarden und Langspieße, nach 1585 auch die Rüstkammern des Landes Oberösterreich und diverser Schlösser und Klöster. Neben seinem Sohn Wolf, der die Werkstatt bis 1625 weiterführte, arbeiteten mehrere Schmiede im Auftrag und unter Verwendung seiner Meistermarke, um die bestellten Mengen herstellen zu können.

Literatur

Wendelin BOEHEIM, Handbuch der Waffenkunde. Das Waffenwesen in seiner historischen Entwicklung vom Beginn des Mittelalters bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Leipzig 1890, S. 332–333.

Thomas HÖFT u. a., Welt aus Eisen. Waffen und Rüstungen aus dem Zeughaus in Graz, Wien 1998, S. 212.

Katharina ULBRICH, Die Waffenschmiede zu Hall: Hellebarden und Spieße aus dem Raum Bad Hall in die ganze Welt, in: EuroJournal Pyhrn-Eisenwurzen 1./2. (1999/2000), Heft 4/1, S. 26–28.

https://www.duden.de/rechtschreibung/Hellebarde (letzter Zugriff 19.11.2021)

https://www.museum-joanneum.at/landeszeughaus/historische-waffenkammer/sammlung/stangenwaffen/helmbarten (letzter Zugriff 19.11.2021)

  • Material & Technik

    Eisen, Holz

  • Maße

    249 cm x 23 cm

  • LMST Inv.-Nr.

    700390

    Ankauf Dorotheum, Wien, 2000