Pilgermuschel

16. Jh.

Die Schale der Jakobsmuschel (Pecten maximus) war das Erkennungszeichen der Pilger zum Grab des hl. Apostels Jakob in Santiago de Compostela.

Die Muschel wird mit einem Wunder in Verbindung gebracht: ein Adeliger wollte dort dem Schiff, das den Leichnam des Heiligen aus dem Heiligen Land nach Spanien brachte, entgegenreiten und stürzte ins Meer. Durch das Eingreifen des hl. Jakobus gelangte er sicher ans Ufer – vollständig von Muscheln bedeckt.

Am Wallfahrtsort wurden Muschelschalen verkauft. An Pilgertasche oder Hutkrempe befestigt, galten sie als Beleg für das Erreichen der Pilgerstätte. Ihnen wurde aber auch magische Wirkung zugesprochen: Sie heilten Kranke, brachten Glück und Schutz. Daneben dienten die großen Schalen als Trinkgefäße.

Die frühesten Belege der Jakobsmuschel als Pilgerabzeichen datieren ins 11. Jh., die meisten Funde stammen aber aus dem 12. und 13. Jh. Santiago zog Wallfahrer aus ganz Europa an. Die Wege dorthin waren speziell gesichert, Hospize in Tagesetappen boten Unterkunft. Routen des Jakobsweges führten auch durch Tirol.

Die bronzene Jakobsmuschel ist ein Zufallsfund vom Kronbühel bei Thuins (Sterzing).

Nach dem Niedergang der Compostela-Wallfahrten durch Pest und Hundertjährigen Krieg bemühten sich eigens gegründete Bruderschaften, das Pilgern zum Grab des Apostels wieder zu fördern. Eine solche Bruderschaft bestand auch in Sterzing. Sie verwendete sich für den Bau der dem hl. Jakob geweihten Kirche in der Fraktion Thuins (um 1511–1610). Daran vorbei führte und führt noch heute der Pilgerweg über den Brenner. Im Umfeld der Sterzinger Pfarrkirche dagegen befanden sich Pilgerherbergen und das Spital. Wer vom Jakobsweg in die Herberge wollte, musste über den Kronbühel. Ein Pilger hat dabei wohl sein Abzeichen verloren.

Literatur

Hans NOTHDURFTER, Die Pfarrkirche St. Blasius in Truden, in: Gemeinde Truden (Hg.), Truden, Truden 2005, S. 119–159, bes. S. 148–149.

  • Standort

    Kaisersaal,
    Vitrine Menschen auf dem Land

    Fundort: Sterzing, Gasthof Stange (Lesefund)

  • Material & Technik

    Bronze

  • Maße

    8,1 cm x 7,6 cm x 2,6 cm

  • LMST Inv.-Nr.

    LG 21

    Südtiroler Landesdenkmalamt