Malkiste am Pulverfass. Robert Sterl malt in Südtirol den Ersten Weltkrieg.

20.03.2015 – 07.06.2015

Es war Herbst 1917, als der Akademieprofessor Robert Sterl (1867-1932) aus Dresden eine Fahrt in die Dolomiten unternahm, mit dem Ziel, Landschaft und Kriegsgeschehen festzuhalten. Schon an der belgischen Front war er als bildnerischer Kriegsreporter unterwegs. Der mit Max Klinger befreundete Künstler hatte in seinen frühen Jahren zahlreiche gesellschaftskritische Stücke entworfen, später sich dem Porträtfach und dem Impressionismus zugewandt.

In den Alpen interessierte ihn jedoch mehr die Natur, die er so bislang noch nicht erlebt hatte. Die tödlichen Kämpfe am Isonzo sollten kurze Zeit später losbrechen. Das Ergebnis ist eine Bildchronik in Aquarellen und Zeichnungen, die sprichwörtliche „Ruhe vor dem Sturm“. Bildnisse von Soldaten gehören dazu wie auf’s Papier gebrachte Landschaftseindrücke. Mit von der Partie war zeitweise auch der begeisterte Alpinist und Verleger Georg Hirzel. Dieser hielt die einzelnen Ereignisse dieser Herbstfahrt in seinem Tagebuch fest. Das Ergebnis zeitigt ein Stimmungsbild der besonderen Art. Es ist Krieg, aber Sterl sucht die mitunter unterhaltsamen Ecken gesellschaftlichen Lebens. An den Frontstellungen begegnet er einer Reihe von Soldaten und Offizieren, deren Porträts er in flink gesetzten Strichen festhält. Skizzen in seinen Notizbüchlein halten zahlreiche flüchtige Momente und Landschaften fest. Es sind künstlerische Zeugnisse einer vergangenen Welt, als die Monarchie in den letzten Zügen lag.

Der zur Ausstellung erscheinende Katalog veröffentlicht auch Hirzels Tagebuch, das durchaus als informatives und persönlich gefühltes Erinnerungsinstrumentar gesehen werden kann.

Der Traum von späteren Leben – Kinderporträts von 1500 bis Heute

04.07.2015 – 22.11.2015

Kinderbilder zeigen in sensiblen Nuancen den Wandel gesellschaftlicher Veränderungen. Die Ausstellung nimmt erstmals die Genese des frühneuzeitlichen Kinderporträts im Tiroler Raum und den Wandel bis in heutige Tage in ihre thematische Mitte: Gezeigt wird, in über 80 signifikanten Exponaten, die Entwicklung des Genres von den Anfängen im frühen 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart herauf. Dabei wird spezielles Augenmerk auf die ikonografische Vielfältigkeit der Darstellungen gelegt. Der Parcours der Bildentwicklung beschreibt den Weg von einer genormten Repräsentationskultur des Adels hin zur aufgeklärten Erinnerungskultur des Bürgertums, von einer Imitation der Erwachsenenwelt hin zu einer naturnahen Auffassung von Kindheit und kindlichem Bewusstsein. Die BesucherInnen erfahren über die Bilderwelt gemalter Kindheiten mehr über die Beziehung Kinder-Eltern, über die Auffassung von Familie und die hoffnungsfrohen Attitüden junger Leben im Kontext von Symbolik und Spiel.

Kinder sind ansprechende Bildmotive. In der kindlichen Physiognomie liegt selbsterlebte Erfahrung. In ihnen berühren sich nachfolgende Generationen. 500 Jahre Kinderbilder, im erweiterten und neu organisierten Ausstellungsbereich in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden der Burg Tirol, sind ein spannender Gang durch die gesellschaftliche Diversität der letzten Jahrhunderte.

In den Hörstationen sind zudem Kommentare zweier renommierter Kinderpsychologen zu vernehmen, welche die Entwicklung der diversen Stadien im Kindesalter hinterfragen und mit heutigem Wissen auf die Bildtradition der Vergangenheit blicken. Damit erfährt die Ausstellung eine zusätzliche Dimension, die das Innenleben des Kindes beleuchtet und nach außen sichtbar hält. Zum ersten Mal wird so der Blick der Ausstellung über die historischen und künstlerischen Aspekte hinaus auch auf psychologische und soziologische Zusammenhänge einer Thematik ausgeweitet.