Pilger (Hl. Jodokus)

Mitte 15. Jh.

Die Skulptur zeigt den hl. Jodokus in Pilgerkleidung. Über seinem Rock aus härenem Stoff trägt er eine rotfarbene Pelerine mit blauem Futter, deren linke Hälfte über die Schulter geschlagen ist, darunter vom Stoff geschützt die schwarzlederne Pilgertasche. In der Rechten hielt er einmal den Pilgerstab, in der Linken eine Krone, Hinweis auf die abgelehnte Herrschaftsnachfolge. Die Hutkrempe trägt eine Jakobsmuschel, welche hier aber nicht mit einer Wallfahrt nach Santiago de Compostela in Verbindung zu sehen ist, sondern als allgemeines Pilgerabzeichen dient.

Der Heilige stammte aus der Bretagne, wo er im 7. Jh. angeblich als Sohn des bretonischen Königs Juthaël geboren wurde. Als klassischer Aussteiger verzichtete er auf das väterliche Erbe und ließ sich zum Priester weihen. Zunächst diente er Haymon, dem Herzog von Ponthieu, als Kaplan; in Runiac begründete er eine Einsiedelei, aus der dann die Benediktinerabtei Saint-Josse-sur-Mer erwuchs. In den weiteren Lebensjahren zog er pilgernd nach Rom. Jodok verstarb um 670 in Runiac.

Dem hl. Jodokus waren mehrere Kirchen auf der Brennerroute geweiht: St. Jodok am Brenner, die Kirche von Waidbruck, weiters die Jodokuskapelle am Bozner Franziskanerkloster und eine Kapelle in Auer. In der Johanneskapelle am Brixner Münster war er neben Blasius Altarheiliger am linken Seitenaltar. Im älteren Missale von Schloss Tirol sind die Sondergebete zum Tag des heiligen Pilgers eingefügt. Der Kult am Heiligen verfestigte sich vor allem an Krankenhospizen an europäischen Pilgerrouten.

Die Stilistik der Skulptur verweist auf die Mitte des 15. Jh.

Literatur

Leo ANDERGASSEN, Homo viator. Der Pilger im Bild, in: Pässe, Übergänge, Hospize. Südtirol am Schnittpunkt der Alpentransversalen, Lana 1999, S. 183–220.

Andreas HAASIS-BERNER, St. Jodokus in Konstanz zu einem neugefundenen Pilgerzeichen. Freiburger Online-Publikationen (http://www2.ufg.uni-freiburg.de/d/publ/ahb/jodokus.html; letzter Zugriff 19.11.2021).