Der Bischof als Siegelbild (Typar)

Padua, 14. Jh.

Der Stempel zeigt den hl. Prosdozimus stehend in bischöflicher Gewandung, in der Rechten hält er das Buch, in der linken den Bischofsstab (am Siegel dann seitenvertauscht). Prosdozimus war der Legende nach ein Schüler des Apostels Petrus und wurde von Antiochia aus nach Italien entsandt, wo er erster Bischof von Padua wurde. Das älteste Bild- und Schriftzeugnis aus dem 6. Jh. in Santa Giustina in Padua bezeichnet ihn als Bischof und Bekenner, sein Kult lässt sich erst im 9. Jh. nachweisen. Die Legendenbildung gründet in der frühmittelalterlichen Tradition, die Anfänge der Bistümer möglichst mit Autoritäten des Neuen Testamentes zu verbinden. Padua sah sich dabei in Konkurrenz zu Venedig, welches vom Evangelisten Markus begründet wurde. Die Diözese Padua übte über ein kleines Gebiet im Süden des mittelalterlichen Tirols ihre Jurisdiktion aus.

Die ovale Form des Stempels verweist auf einen geistlichen Träger, die Umschrift „SIGILLVM * SANCT / I PROSDOCIMVS“ erlaubt aber keine Zuordnung. Sicher ist nur, dass es sich um kein persönliches Siegel handelt – Name, Familienwappen oder sonstige Hinweise fehlen – sondern um das einer Gemeinschaft oder Institution. Das Typar könnte im Zusammenhang mit dem 1810 aufgelassenen Benediktinerinnenkloster San Prosdocimo in Padua stehen (vgl. Siegelabdruck im Archivio Storico Diocesano di Padova, Sign. Carte e oggetti diversi, 7.3.).

Literatur

Valentina CASAROTTO, Giovanni de Lazara (1621/1690). Erudito e collezionista numismatico nella Padova del Seicento (Tesi di Dottorato di ricerca in storia dell’arte, Università degli Studi di Udine), Udine 2013/2014, S. 385.

Frld. Auskunft Mons. Prof. Stefano DAL SANTO, Direktor des Archivio Storico Diocesano e Biblioteca Capitolare di Padova, September und November 2021.

  • Material & Technik

    Bronze

  • Maße

    4,9 cm x 3,4 cm x 0,8 cm

  • LMST Inv.-Nr.

    700519

    Ankauf aus der Sammlung Hans Hochenegg, Hall, 2002