Der Kuntersweg in der Eisackschlucht

Urkunde, Gries, 22. September 1314

Der Tiroler Landesfürst Heinrich verleiht dem Haller Kaufmann Heinrich dem Kunter, dessen Frau Katharina und ihren Erben das Recht, einen Saumpfad durch die Eisackschlucht von Bozen bis zur Trostburg (Waidbruck) zu bauen. Dafür und zur Erhaltung des Weges dürfen sie zwei Gasthäuser errichten und zehn Jahre lang den Wegzoll einnehmen. Dieser wird vom Landesfürsten festgelegt: Pilger, das Hofgesinde und von Trägern transportierte Lasten sind davon befreit; zu verzollen sind neben Nutztieren – davon ausdrücklich erwähnt lombardische Pferde – auch Öl, Wein, Salz, Schindeln, Sensen, Eisen, Holz, und Kalk. In diesen zehn Jahren sind auch keine Steuern zu zahlen. Bei eigenmächtiger Änderung der Zolltarife oder Vernachlässigung des Weges verfallen die Privilegien.

Der neue Pfad erleichterte die Reise auf der Brennerroute, die mühsame Umgehung der Eisackschlucht von Bozen über den Ritten nach Kollmann entfiel. Dem steigenden Warenverkehr war der Saumpfad jedoch nicht gewachsen und die Lage in der Schlucht erschwerte die Instandhaltung, weshalb es fortwährend zu Beschwerden über den Zustand des Weges kam. Die Anlage neuer Routen und Straßen war immer auch eine Frage des Prestiges. Erzherzog Sigmund der Münzreiche ließ deshalb 1480 den Saumpfad zu einem mit Wagen befahrbaren Weg ausbauen. Dabei wurde zum ersten Mal in Tirol Schwarzpulver im Straßenbau eingesetzt.

Literatur

Klaus BRANDSTÄTTER, Die Errichtung des Kuntersweges, in: Eines Fürsten Traum. Meinhard II. – Das Werden Tirols (Ausst.-Kat. Südtiroler Landesmuseum Schloss Tirol und Stift Stams 1995), Schloss Tirol/Innsbruck 1995, S. 273, Kat.-Nr. 9.5.

Josef NÖSSING, Der Zoll am Kuntersweg, in: Der Schlern 60 (1986), S. 88–95.

  • Material & Technik

    Pergament

  • Maße

    25,5 cm x 24,4 cm

  • LMST Inv.-Nr.

    LG 16

    Sammlung Staffler, Bozen Inv.-Nr. v 24