Deutscher Visierhelm

Art der Seusenhofer-Werkstatt, Innsbruck, um 1510

Das vorspringende Visier und das Kinnreff des geschlossenen Helms können nach oben geschoben werden. Geätzte Blattranken mit Resten von Vergoldung liegen zwischen den Riffelungen an Helmglocke und Nackenstück. Die Meistermarke am unteren Rand des Kinnstücks ist nicht identifiziert.

Der Helm gehörte vermutlich zu einem Riefelharnisch. Typisch für diese Rüstungen der 1. H. des 16. Jh. sind von innen herausgetriebene Rillen auf den meisten Oberflächen. Sie wirken dekorativ, vor allem aber versteift die Riffelung die Platten und verbessert so die Schutzwirkung gegen Schläge, ohne die Stärke und damit das Gewicht der Platten zu erhöhen. Die meisten Riefelharnische waren daher auch für Turniere geeignet. Aufgrund der komplizierten und teuren Herstellungsmethode dieser Rüstungen und ihres ungenügenden Schutzes gegen Feuerwaffen gab man die Produktion nach wenigen Jahrzehnten auf.

Harnische, die den ganzen Körper umschließen, gibt es seit etwa 1350. Sie wurden vom Plattner hergestellt. Innsbruck war ein Zentrum der europäischen Plattnerkunst, die mit der Seusenhofer-Werkstatt um 1500 einen Höhepunkt erreichte.

Die Brüder Konrad und Hans Seusenhofer waren um 1490 von Augsburg nach Innsbruck gekommen. Konrad war ab 1504 Hofplattner von Kaiser Maximilian I. und errichtete die Innsbrucker Hofplattnerei. Hans‘ Sohn Jörg († 1580) übernahm 1555 die väterliche Werkstatt. Er war der letzte Plattner in der Familie. Die Werkstatt entwickelte – vor allem unter Konrad – technische Verbesserungen und modische Neuerungen. Neben künstlerisch einmaligen Geschenkharnischen fertigte sie auch „Massenware“.

Literatur

Lukas MADERSBACHER/Erwin POKORNY (Hg.), Maximilianus. Die Kunst des Kaisers (Ausst.-Kat. Südtiroler Landesmuseum Schloss Tirol 27.07. – 03.11.2019), Berlin/Bozen 2019, S. 243, Kat.-Nr. 42.

  • Material & Technik

    Eisen, Goldspuren

  • Maße

    26 cm x 24,5 cm x 34 cm