Geschossspitzen
13.–15. Jh.
Die vierkantige, lanzettförmige Eisenspitze mit Tüllenschäftung war die einfachste, billigste und verbreitetste Form von Armbrustbolzen für militärische Zwecke. Sie wurde häufig vor Ort hergestellt – daher auch die Bezeichnung „Hauspfeile“. Seltener sind Bolzen mit dreieckiger oder konischer Spitze und Bolzen mit Dornschäftung.
Phantasievollere Formen finden sich einerseits bei Brandbolzen zur Aufnahme des Brandmittels, andererseits bei Armbrustbolzen für die Jagd. Letztere sind an das Wild und seine Umgebung angepasst. Sie besitzen stumpfe Spitzen, halbmondförmige Schneideklingen und Widerhaken in verschiedenen Formen. Der für die Vogeljagd eingesetzte „Schnäpper“ oder „Balester“ verschoss zudem kleine Tonkugeln.
Die Spitzen der Pfeile für den Bogen und die von Hand gespannte Armbrust unterscheiden sich in Form, Größe und Gewicht kaum voneinander. Mit der Steigerung der Zugkraft der Armbrust konnten immer größere und schwerere Bolzen verschossen werden. Gewöhnliche Spitzen wiegen 15–45 g, die der mauerbrechenden Wallarmbrust auch über 100 g. Schäfte für Armbrustbolzen sind kürzer und dicker ist als bei einem Bogenpfeil. Als Befiederung wurden neben Vogelfedern auch Holzstreifen, Leder- und Pergamentstücke verwendet, viele Pfeile kamen ohne Befiederung aus.
Während die eisernen Geschossspitzen häufig zu finden sind, sind Schäfte aus Holz selten erhalten. Bei archäologischen Funden ist es daher meist schwer zu sagen, ob die Spitze zu einem Bogenpfeil oder einem Armbrustbolzen gehörte.
Das 1532 erstellte Inventar der Rüstkammer von Schloss Tirol verzeichnet 102 Armbruste mit Horn- und Eibenholzbögen, dazu 5 „lägl“ (kleines Fass) zu je ca. 2000 Pfeilen. Das ist wenig, normalerweise sollte das Fünffache vorrätig sein.
Literatur
Carsten RAU, Europäische Pfeilspitzen und Armbrustbolzen. Von der Bronzezeit bis ins Spätmittelalter, Berlin 2017.
Elias FLATSCHER, Buntmetall- und Eisenfunde aus den Räumen W0.05 und W0.07, in: Harald Stadler/Elias Flatscher (Hg.), Schloss Tirol. Bd. 3 Archäologie. Die archäologischen Befunde und Funde, Schloss Tirol 2018, S. 352–359, bes. S. 353.