Martyrium des Simonino von Trient
Schwaben, um 1480
Das Relief zeigt die Folter des zweieinhalbjährigen Simonino durch neun Männer. Der dreijährige Knabe, Sohn des Trientner Gerbermeisters Andreas Unverdorben, verschwand am Gründonnerstag 1475 und wurde am Ostersonntag, dem Tag nach dem Pashafest, ermordet aufgefunden. Im Prozess entschieden die Richter, dass es sich um einen von Juden ausgeführten Ritualmord handelte: die vermeintlichen Täter hatten dies unter Folter gestanden. Simonino wurde schon bald als Märtyrer verehrt, sein Kult entwickelte sich zum Vehikel für Judenfeindlichkeit und lokale Judenpogrome. Erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde der Kult unterbunden.
Juden gehörten zu den Randgruppen in der Stadt. Sie unterstanden dem Schutz des Stadtherrn und unterlagen nicht der städtischen Gerichtsbarkeit. Jüdische Gemeinden gab es in Trient und in den größeren Tiroler Städten seit dem 15. Jh. Vereinzelt tauchen Juden schon im 13. und 14. Jh. als Zöllner und Geldverleiher auf.