Repräsentation: Schloss Tirol

Franz Xaver Schweighofer, 1825

Als Residenzburg des Landesfürsten diente die Burg Tirol nicht nur als Wohnort und Sitz der Verwaltung, sondern hatte auch eine repräsentative Funktion. Der erste Bau entstand Ende des 11. Jh. am Schnittpunkt von Etschtal und Vinschgau, dem Kerngebiet der Grafschaft Tirol, in allseits gut einsichtiger Lage. Der Ausbau der Anlage mit Aufstockung der Gebäude unter Meinhard II. Ende des 13. Jh. hatte nicht nur praktische Gründe – mehr Platz für einen wachsenden Haushalt und Beamtenapparat –, der hohe Palaskomplex mit den wahrscheinlich weiß gekalkten Außenmauern war nun deutlicher und weitum sichtbar, und ist es bis heute geblieben. In einer sehr viel dünner besiedelten, mit niedrigen Holz- und seltener Steingebäuden an den Rändern des sumpfigen Etschtales besetzten Landschaft muss die Burg auch ohne den erst im 20. Jh. vollendeten Bergfried gewaltig gewirkt haben. Die nunmehr zweigeschossige Burgkapelle, ein typisches Merkmal königlicher und kaiserlicher Residenzen, unterstrich zudem den gesellschaftlichen Anspruch Meinhards II.

Die Lithografie, hergestellt im Lithographischen Institut in Wien, gibt nach einer Zeichnung von Franz Xaver Schweighofer (Brixen 1797 – Bozen 1861) jenen Vedutenblick auf Schloss Tirol wieder, welcher im 19. Jh. zu den gefragtesten Motiven der Landschaftsmaler in Tirol zählte. Der Blick aus dem Kestengraben über die Burg Tirol und die Brunnenburg nach Süden verbindet die räumliche Einbindung einer arkadischen Landschaft mit der Tiefenwirkung des Etschtales, welches als Resonanzraum der Burg zu bezeichnen ist.

Literatur

Ingo NEBEHAY/Robert WAGNER, Schweighofer, Franz Xaver und Johannes Schaufler, in: Dies., Bibliographie altösterreichischer Ansichtenwerke aus fünf Jahrhunderten, Bd. 3 R – Z, Graz 1983, S. 213, Nr. 687.

  • Material & Technik

    Stahlstich auf Papier

  • Maße

    36,7 cm x 48,5 cm

  • LMST Inv.-Nr.

    4070028