Richtschwert

Deutschland, 1692

Das Richtschwert unterscheidet sich vom Kampfschwert durch die fehlende Spitze, die Klinge ist schwerer als das Griffstück und wirkt durch ihr eigenes Gewicht. Die Klinge ist zumeist verziert, mit Bildern und Aufschriften, die ihre Funktion erklären.

Todesurteile wurden für verhängt für Mord, Totschlag, Diebstahl, Unterschlagung, Fälschung, Betrug, Raub, Notzucht, Blutschande, Bigamie, Ehebruch, Brandstiftung, Gotteslästerei, Ketzerei, Hexerei und Staatsverbrechen.

Unter den Todesstrafen galt die Enthauptung durch das Schwert als die schnellste und ehrenvollste Art der Hinrichtung. Der Verurteilte kniete oder saß gefesselt vor dem Scharfrichter, das Schwert wurde meist horizontal geführt. Der Scharfrichter brauchte Kraft und eine gute Ausbildung, damit eine Enthauptung mit einem einzigen Hieb gelang.

Nach der Tiroler Malefizordnung von 1499 war sie ausdrücklich für Räuber und Friedensbrecher vorgesehen, im 16. Jh. wurde sie ausgedehnt auf Brief- und Siegelfälscher, die Entführung von Ehefrauen und Töchtern und nächtliche Gewaltakte gegen die Stadtwache. Ansonsten konnte der Richter die Enthauptung mit dem Schwert für alle todeswürdigen Verbrechen anordnen, für die nicht ausdrücklich eine andere Hinrichtungsart vorgeschrieben war. Dies wurde durchaus als Straferleichterung (statt Verbrennen oder Vierteilen) gesehen, oder als Begnadigung, wenn der Hingerichtete danach in geweihter Erde bestattet werden durfte.

Dieses Schwert trägt in der Blutrinne die Inschriften: „[Thu] ich das Schwert [erheben Wüns]che ich dem Sünder Das Ewige Leben“ und „[Die Herren] Steiren Dem Unheil [Ich Exeq]uire Ihr Urtheil Anno 1692“.

Literatur

Florian MESSNER, Man straffe ihn biss ann das Blut – das Richtschwert von der Sonnenburg. Gem. Natters, Nordtirol. Eine objektkritische und historische Betrachtung, Bacc. Phil. Universität Innsbruck, Innsbruck 2011, S. 47–49
https://www.academia.edu/1030874/Man_straffe_ihn_biss_ann_das_Blut_-_Das_Richtschwert_von_der_Sonnenburg; letzter Zugriff 23.11.2021).

Heinz MOSER, Die Scharfrichter von Tirol. Ein Beitrag zur Geschichte des Strafvollzuges in Tirol von 1497–1787, Innsbruck 1982, S. 83–90.
https://www.ooegeschichte.at/themen/politik-recht-und-gesellschaft/schande-folter-hinrichtung/hinrichtung-und-andere-schwere-koerperstrafen/hinrichtungen-durch-das-schwert; (letzter Zugriff 19.11.2021)

  • Material & Technik

    Stahl, Messing

  • Maße

    107,8 cm x 22,5 cm x 5 cm

  • LMST Inv.-Nr.

    700454

    Ankauf Hermann Historica, München, 2001