Setzschild (Pavese)

um 1485 (Fälschung 20. Jh.)

Eine Pavese (von der italienischen Stadt Pavia) oder Setzschild ist ein großer, annähernd rechteckiger Schild. Er diente nur zur Verteidigung und bildete – einzeln oder zu mehreren am Boden abgestellt („gesetzt“) und abgestützt – eine mobile Mauer. Charakteristisch ist der vertikale Mittelgrat, der am oberen Rand in einer Spitze oder einem stumpfen Schnabel endet. Die Bauweise aus mit Leinwand und Pergament bespanntem Holz machte die Pavese leicht genug, um sie bequem zu tragen, und nachgiebig genug, um Pfeile und Bolzen des Gegners etwas abzufedern. Vor allem Bogen- und Armbrustschützen nutzten die Pavese in der Schlacht und bei Belagerungen. Sie konnten dahinter sicher ihre Waffen spannen und ausrichten. Manche Pavesen haben zu diesem Zweck sogar Sichtschlitze und Schießscharten.

Die Pavesen sind zumeist bunt bemalt.

1871 entdeckte man in einem der Stadttürme von Klausen 59 große und kleine Pavesen aus dem 3. Drittel des 15. Jh. Offenbar gehörten sie zur Ausrüstung eines Aufgebotes, das im Ernstfall die Stadt verteidigen sollte. Alle zeigen den österreichischen Bindenschild, ein rotes (Tatzen)kreuz auf weißem Grund und einen gelben, sechsstrahligen Stern auf blauem Grund. Die Wappen sind bisher nicht gedeutet.

Die Pavesen wurden noch zur Auffindungszeit über Antiquare verkauft. Inzwischen sind mehr als 59 Stück bekannt. Bei einigen muss man daher von Fälschungen ausgehen. Technologische Merkmale der Pavese von Schloss Tirol deuten auf eine Herstellung im 20. Jh.

Literatur

Christian KAISER/Ronja EMMERICH/Krista PROFANTER, Original oder Replik? Kunsttechnologische Untersuchung zur Authentifizierung von drei sogenannten Klausner Pavesen (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck, Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol und Graf Meran’sche Sammlungen, Schloss Schenna bei Meran), in: Raphael BEUING/Wolfgang AUGUSTYN (Hg.), Schilde des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte München 46; Schriften der Forschungsstelle Realienkunde 4), Passau 2019, S. 303–324.

Krista PROFANTER, Die spätmittelalterlichen Schilde aus der ehemaligen Rüstkammer von Klausen: ein Beitrag zu Geschichte, Kategorisierung und Provenienz der Klausner Pavesen – mit einem Katalog der bisher nachweisbaren Exemplare, in: Der Schlern 92 (2018), Heft 1, S. 4–70.

Krista PROFANTER, Die Pavesen aus der ehemaligen Rüstkammer von Klausen. Eine Spurensuche, in: Raphael BEUING/Wolfgang AUGUSTYN (Hg.), Schilde des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte München 46; Schriften der Forschungsstelle Realienkunde 4), Passau 2019, S. 275–301.

  • Material & Technik

    Holz, Leder, Pergament, Tempera

  • Maße

    123,5 cm x 58,5 cm; Wandstärke 1,8 cm

  • LMST Inv.-Nr.

    700413

    Ankauf Galerie Peter Finer, London, 2001